Das Dunkel der Bahn

Licht ins Dunkel kann auch Günter Wallraff nur wenig bringen, aber erhellend ist es schon von einem der besten deutschen investigativen Journalisten in der Zeit zu lesen, wie mit kritischen Mitarbeitern umgegangen wird und was sich hinter so wohl klingenden Bezeichnungen wie „Lenkungsausschuss Compliance“ verbergen kann. Die Analyse:

„Aber das sollte eine Kontrolle sein? Offensichtlich widerspricht die Doppelfunktion von Gläser und Bähr dem Prinzip der Compliance. Kontrollinstanzen sollen unabhängig voneinander andere Abteilungen überwachen, doch bei der Bahn war das schon rein formal nicht der Fall. Die Compliance-Group der Bahn stand nicht neben dem normalen Institutionengefüge, sie gehörte zur Revision. Man könnte sagen, dass Josef Bähr und Daniel Gläser sich und ihre Abteilung im Lenkungsausschuss Compliance selbst kontrolliert haben.“

trifft wahrscheinlich auch auf so einige andere Großunternehmen zu, die jenen Lenkungsausschüssen dann auch noch die Informationen ihrer Hinweisgeber-/Whistleblowingsysteme zuleiten. Insoweit erschien die Bahn nach Außen lange als vorbildlich und verstand es z.B. mit dem Einkauf von Herrn Schaupensteiner auch dieses Saubermann-Image zu pflegen.

Ansonsten darf man gespannt sein, was Gerhart Baum und Hertha Däubler-Gmelin bei der Bahn und andere anderswo noch über Unternehmenskultur, Korruptionsbekämpfung und Compliance in deutschen Großunternehmen herausfinden werden.

Letztlich aber wird sich genau solange nichts ändern wie es keine effektiven unternehmensexternen Kontrollinstanzen gibt, die sich Beschwerden über Missstände, deren Vertuschung und über die Sanktionierung von Whistleblowern annehmen, diese gründlich aufklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen können. Was derzeit in der Regel passiert, schildert Wallraff ebenfalls:

„Doch nach der Aussage von Frau T. änderte sich nichts. Sie hat Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingereicht. Die Zustände seien »rechtswidrig und verletzen meine Persönlichkeitsrechte«, beschwerte sich Frau T. Die Staatsanwaltschaft allerdings stellte irgendwann die Ermittlungen ein.“

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