Die Whistleblower schützt niemand!

In einer recht ausführlichen Story berichtet message 2/2008 über die Fälle der Whistleblower Ralph Trede (ein BKA Beamter der im Libanon eingesetzt wurde und auf den Verdacht der Ausnutzung von Folterergebnissen hinwies) und Petra Richers (eine Pflegedienstleiterin und Krankenschwester die auf Missstände in einem Pflegeheim hinwies).

Während Herr Trede mit, mittlerweile eingestellten unbegründeten, Disziplinarverfahren überzogen und dienstunfähig wurde, verlor Frau Richers ihren Job, landete bei Hartz IV und bekam auch noch eine Unterlassungsverfügung aufgebrummt da ein Gericht befand, dass sie den ihr obliegenden Wahrheitsbeweise für Ihre Behauptungen nicht erbracht habe.

Interessant ist, dass der in Artikel in der Fachzeitschrift für Journalismus message auch darauf eingeht, dass beide Whistleblower in den Blick der Presse und des Fernsehens gelangt sind. Beide versprachen sich davon die entscheidende Wende ihres Falles, mußten dann aber erleben, dass die Medien schnell das Interesse verloren und nicht genügend Druck entfalten konnten um die Missstände effektiv abzustellen, die Verantwortlichen zu sanktionieren und die Whistleblower zu schützen. Zum Teil wird dies auf so genannte ökonomische Sachzwänge bei den Medien zurückgeführt, die für langwierige eigene Recherchen zu wenig Ressourcen zur Verfügung stellen und sich dann davor scheuen Roß und Reiter klar zu benennen .

Ergänzt wird der Bericht durch ein Interview mit der Journalistin Antje Bultmann die sich u.a. im Whistleblower-Netzwerk und auch in der José Lutzenberger Initiative seit langem für Whistleblower einsetzt. An dessen Ende es heißt:

„Selbst wenn die Bild-Zeitung etwas bringt, heißt das noch lange nicht, dass irgendetwas in die Wege geleitet wird. Journalisten sollten das ihrem Whistleblower fairerweise vorher klarmachen und ihn damit vor sich selbst schützen.“

Schließlich finden sich in der selben Ausgabe von message auch noch Berichte darüber, wie der ständige Ausbau des Überwachungsstaates und das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung die investigative journalistische Arbeit behindert und auch die Zusammenarbeit von Journalisten mit Whistleblowern durch die Aushöhlung des Informantenschutzes noch weiter erschwert.

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