Whistleblower in der katholischen Kirche, Teil 2

Im Blogeintrag vom 17. August 2011 wurde von Whistleblowern in der katholischen Kirche Polens erzählt. Nun berichtete die Tageszeitung „The Gazette“ von einem weiteren Vorfall aus Kanada:
Im Jahre 2007 schrieb Wilson Kennedy, der 20 Jahre lang dem Orden des Heilgen Kreuzes angehört hatte, dem Bischof von Montreal  Anthony Mancini, dass er den Orden im Juli dieses Jahres habe verlassen müssen, weil er keine „Kultur, die Einzelne für unangebrachtes Verhalten und Vorgehen belohne, nicht akzeptieren könne“. Dieser Missstand habe ihn physisch, emotionell, psychologisch und geistlich derart getroffen, dass er um den Ordensaustritt ersuchen habe müssen.
In einem langen Telefonat mit Mancinis Sekretär habe er den sexuellen Missbrauch von Schülern des Notre Dame Gymnasiums und anderer vom Orden verwalteten Institutionen beschrieben.
Kennedys Hinweisen wurde nicht nachgegangen. Die Ordensbrüder taten diese damit ab, dass Kennedy den Orden mit falschen Anschuldigungen einfach erpressen wollte, um nach dem Ordensaustritt mehr Geld zu bekommen.
Da seine Anzeige innerhalb des Ordens auf Taube Ohren stieß, wandte sich Kennedy schließlich an die Presse, die im Dezember 2008 einen Bericht über die Angelegenheit veröffentlichte.Die Zeitung „The Gazette“ schloss aus den ordensinternen Dokumenten, dass selbst Rom über die Fälle sexuellen Missbrauch Bescheid gewusst hatte.
Drei Jahre nach dem Pressebericht sowie angesichts der vorliegenden Beweise und einer Sammelklage der Missbrauchsopfer willigte der Orden des Heilgen Kreuzes schlussendlich ein, diesen umgerechnet knappe € 13 Mio. an Schadenersatz zu zahlen. Der Orden entschuldigte sich auch für „Taten, die niemals hätten geschehen dürfen“.
Dessen ungeachtet fragen sich allerdings die Missbrauchsopfer, von denen manche all die Jahre still leiden mussten, warum der Orden keinerlei Sanktionen über die Täter verhängt habe. Die meisten leben nun gratis in einem komfortablem Ordens – Altersheim.
Doch Ähnliches ist auch aus Irland bekannt: Am 26. September 2011 hatte „Amnesty International“ einen Bericht über den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche Irlands veröffentlicht. Dort wird über die Folter missbrauchter Kinder gesprochen, die Frage nach der Mitverantwortung des Staates gestellt, und der falschen Respekt gegenüber Autoritäten kritisiert.
Auch zieht der Amnesty Bericht eine Parallele zwischen der Bankern sowie Priestern gewährten Straflosigkeit: den einen trotz des kriminellen Umganges mit Geld, den anderen trotz des kriminellen Umgangs mit Kindern.
Die Straflosigkeit der Täter zieht sich wie ein roter Faden durch die Vorfälle in Österreich, Irland, Kanada und Polen. Ohne Whistleblower wäre ein großer Teil dieser Straftaten für immer im Verborgenen geblieben, und die Täter hätten bestenfalls versucht, sich mit der Bezahlung von Schweigegeldern an die Opfer endgültig aus der Affäre zu ziehen.
Whistleblowing Austria / Walter Gehr

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