E&Y-Studie: Mehr Korruption und zu wenig Whistleblowing

2246 Mitarbeiter von zumeist größeren Unternehmen in Europa, davon 101 in Deutschland, 87 in Österreich und 85 in der Schweiz hat Ernst&Young im Rahmen des European Fraud Survey 2009 befragt.

Einige der erschreckenden Ergebnisse:
– 59% der deutschen und 55% aller Befragten in Europa (E:) erwarten einen Anstieg von Fraud in den Unternehmen
– nur 15% der deutschen Befragten sind überzeugt dass das Unternehmensmanagement immer integer handelt;
– 59% (E: 42%) sagen das obere Management birgt das größte Risiko und weitere 17% (E: 25%) sehen dies im mittleren Management;
– 25% (E: 25%) sind dafür auch Schmiergelder einzusetzen um die Krise zu überstehen;
– nur 47% (E: 41% ) sprechen sich gegen korruptive Maßnahmen zur Krisenbewältigung aus;
– nur 5% (E: 18%) sind sich „sehr sicher“ dass ihr Arbeitgeber frei von gravierenden Fraud-Fällen ist;
– 54% in Deutschland sind für mehr staatliche Überwachung;
– nur 15% (E: 21%) haben eine Whistleblowing-Hotline im Unternehmen.

Während im nationalen Bericht über Deutschland darüber hinaus keine Aussagen zum Whistleblowing enthalten sind, finden sich im internationalen Bericht hierzu klare Statements. Demnach zeigt die Erfahrung, dass Whistleblower-Hinweise einer der häufigsten Wege ist um Fraud aufzudecken. Der Erfolg derartiger Hinweisgebersysteme sei dabei abhängig von der Möglichkeit zur anonymen Meldung, der direkten Vorlage an geeignete Stellen unter Ausschaltung der Gefahren einer Blockade durch den Dienstweg und dem Vertrauen in den Prozess der Untersuchung der Vorwürfe. Weiter spricht sich E&Y dort auch noch dafür aus, die Daten der Whistleblower-Systeme regelmäßig auszuwerten und Vorstand und Aufsichtsrat vorzulegen um so Risiken im Unternehmen erkennen und ordnungsgemäße Untersuchungen sicherzustellen.

Angesichts der deutlich geringeren Verbreitung (15% statt 21 %) und wohl auch Akzeptanz von Whistleblower-Hotlines gilt dies alles in Deutschland wohl nur um so mehr. Trotzdem greifen die Medien in Deutschland zwar die Studie, anders jene in Österreich und der Schweiz, nicht aber die Erkenntnisse zum Thema Whistleblowing auf.

Die nötigen Folgerungen für Deutschland, effektiver gesetzlicher Whistleblowerschutz und Umsetzung von best-practice Whistleblower-Systemen in den Unternehmen bleiben ebenfalls leider unerwähnt.

Unser Newsletter

Wollen Sie über Neuigkeiten auf dem Laufenden gehalten werden?

Unterstützen Sie uns!