DFG-Forschungsprojekt sucht WhistleblowerInnen

Gerne veröffentlichen wir nachfolgenden Aufruf und bitten um rege Unterstützung:
Was bringt Whistleblower zum Handeln?
Die Geschichten, das Handeln und das Entscheiden von Whistleblowern sind – gemessen an der Aktualität und Brisanz der entsprechenden (kriminal-)politischen Debatte – hierzulande in der Wissenschaft bislang nahezu völlig unbeleuchtet geblieben. Ein aktuelles, von der DFG gefördertes Projekt an der Universität Bielefeld versucht, diese Forschungslücke zu schließen.
 
Dass Missstände und Straftaten, die aus Organisationen und Unternehmen heraus begangen werden, an das Licht der Öffentlichkeit gelangen, verdankt sich nicht selten den Hinweisen von Organisationsmitgliedern und anderen Insidern  (exemplarisch: http://www.ftd.de/karriere-management/management/:fall-madoff-die-faszinierende-geschichte-eines-frustrierten-whistleblowers/50088610.html). Wozu dieses sog. Whistleblowing führen kann und was es für die Whistleblower bedeutet, ist für uns alle spätestens seit Wikileaks nachvollziehbar geworden. Darüber hinaus aber sind Whistleblowing- bzw. Hinweisgebersysteme – d.h. Anlaufstellen und andere Einrichtungen zur gezielten Aktivierung von Informanten – international seit langem selbstverständlicher Bestandteil beispielsweise der Wirtschaftskontrolle (etwa zur Aufdeckung von Korruption).
 
Das wird von anhaltenden Debatten begleitet. Ob und wann kann das Hinweisgeberverhalten ethisch als legitim gelten? Ist es wirtschafts- und kriminalpolitisch zweckmäßig, Deliktsinsider zur Wissenspreisgabe zu stimulieren? Sollte der Staat solche Personen wenigstens vor Vergeltungsaktionen und anderweitigen Nachteilen schützen? Dies und ähnliche Frage sind offen – wobei sie sich nur oder jedenfalls besser beantworten lassen, wenn man um die typischen Beweggründe, Handlungsweisen und Geschichten der Hinweisgeber weiß.
 
Hierzu liegen bislang allerdings fast nur angloamerikanische Studien vor, die schon wegen der rechtlichen und kulturellen Unterschiede auf die deutsche Situation nur bedingt übertragbar sind. An dieser Stelle setzt das von der DFG geförderte Bielefelder Forschungsprojekt an. Im Rahmen der Studie werden – selbstverständlich unter vollständiger Wahrung von Anonymität und Vertraulichkeit – Interviews mit Personen geführt, die sich als Deliktsinsider begreifen und ihr Wissen weiter gegeben oder eben auch nicht weiter gegeben haben. Dabei hat das Projekt zwar einen Schwerpunkt beim Whistleblowing im Gesundheitssystem (http://www.tagesspiegel.de/berlin/chefarzt-im-krankenhaus-verhaftet/1855142.html), doch bezieht es das Hinweisgeberverhalten in anderen gesellschaftlichen Bereichen ebenfalls ein.
 
Natürlich sind die Forscher dankbar, wenn sich Personen, die als Hinweisgeber aktiv geworden sind oder dies jedenfalls erwogen haben, zur Mitwirkung an der Untersuchung bereit erklären. Wer zum gesuchten Personenkreis zählt und sich für ein Interview zur Verfügung stellen würde, sei hierzu ausdrücklich ermuntert und um ein entsprechendes Zeichen gebeten.
 
Ihr Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ralf Kölbel
Universität Bielefeld
Lehrstuhl für Kriminologie, Strafrecht und Strafprozessrecht
Fakultät für Rechtswissenschaft
Postfach 10 01 31, 33501 Bielefeld
Tel.: 05 21.1 06-69 66 (Sekretariat) oder 05 21.1 06-47 21 (direkt)
eMail: ralf.koelbel[ätt]uni-bielefeld.de

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