Wirbel um anonyme Email über Strombörse

Eine von einem Insider, also einem Whistleblower stammende Email hat in den letzten Tagen für reichlich Wirbel gesorgt. Zum Inhalt heißt es im Spiegel:

Die Daten erlauben erstmals, die Handelströme an der Strombörse genau nachzuvollziehen – und der Verfasser der E-Mail weist darauf hin, dass seiner Meinung der Datensatz klar zeige, dass die großen Energiekonzerne regelmäßig den Preis an der Börse in die Höhe treiben. Die Argumentation des Anonymus: Deutschland habe 2006 rund zehn Prozent mehr Strom produziert als im Land verbraucht wurden. Die vier großen deutschen Versorger haben also Überkapazitäten, die eigentlich an der Börse verkauft werden müssten. Doch RWE Chart zeigen zum Beispiel war 2006 durchgehend der größte Käufer an der Börse. Wollte das Unternehmen das Angebot künstlich verknappen?

Es bleibt zu hoffen, dass es dem Whistleblower auch bei den zu erwartenden Nachforschungen der EEX gelingt, seine Anonymität zu wahren und dass er oder sie so vor Repressalien verschont bleibt.

Während zunächst viele Politiker Einschränkungen der Macht der vier Energie-oligopolisten forderten, wird in der Netzzeitung heute dann aber schon wieder zurückgerudert und auf ein Gutachten verwiesen. Demzufolge seien die vielfachen Strom-Preiserhöhungen

vielmehr als Folge der zusätzlichen Kosten, die den Versorgern mit dem Emissionshandel entstehen. Seit 2005 müssen Energie- und Industrieunternehmen im Rahmen des Europäischen Emissionshandels ihren CO2-Ausstoß mit Verschmutzungszertifikaten unterlegen, deren Preis sie in ihre Kalkulationen einbeziehen.

Unerwähnt lässt die Netzzeitung allerdings, dass die CO2-Zertifikate den Energieversorgern kostenlos überlassen wurden. Bei RWE kann man dazu lesen:

Damit sich die Erzeuger marktrational verhalten und weiter die Versorgung mit Strom sicherstellen, müssen sie also diesen entgangenen Gewinn als Opportunitätskosten in ihre Kalkulation für die Stromerzeugung oder die Produktion von Gütern einbeziehen.

Aber welchen Preis haben die Energie-oligopolisten denn einkalkuliert? Den Zertifikats-Börsenpreis, den sie auch diesbzgl. vorher selbst beeinflusst haben? Sind die Kalkulationen eigentlich auch an den rapiden Preisverfall der CO2-Zertifikate auf unter 1,20 EUR angepasst worden, oder hat man zur Sicherheit am Höchstpreis von 30 EUR festgehalten? Bei den Verbrauchern scheint diese rapide Preissenkung jedenfalls noch nicht angekommen zu sein.

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